Die Edelweisspiraten
Viele Jugendliche sehnten sich unter dem NS-Regime nach mehr Selbstbestimmung und freien Entfaltungsmöglichkeiten. Die streng nach dem Führerprinzip aufgebaute Hitlerjugend bot ihnen diese Möglichkeiten jedoch nicht. Die militärische Disziplin und die strengen Verordnungen kamen ihnen nicht entgegen.
Als 1939 der Beitritt zur Hitlerjugend erzwungen wurde bildeten sich viele der wilden Jugendgruppen, zu denen auch die Edelweisspiraten gehörten. Die Gruppe wollte den Jugendlichen Selbstbestimmung, die Anerkennung der Jugend und die Achtung des Lebens näher bringen.
Der Widerstand der Edelweisspiraten beschränkte sich anfangs auf Fernbleiben aus der Hitlerjugend. Die Jugendlichen, die meist zwischen 14 und 17 Jahren alt waren, versuchten, durch gezielten Ungehorsam von der Hitlerjugend ausgeschlossen zu werden. Als Fahrten und Zeltlager für alle Gruppen ausserhalb der Hitlerjugend 1933 verboten wurden, führten die Edelweisspiraten weiterhin solche Treffen durch. Um diese Treffen wirkungsvoll zu verhindern, wurde für Jugendliche, die nicht der Hitlerjugend angehörten, solche Treffen untersagt. Um dies durchzusetzen, wurde der sogenannte HJ - Streifendienst gebildet, der die Aktivitäten der Edelweisspiraten kontrollieren sollte.
Das hinderte die Edelweisspiraten jedoch nicht daran Fahrten und Lager zu planen und durchzuführen. Während dieser Lager waren Kollisionen mit der Hitlerjugend sicher und so eskalierte ihr bisher friedlicher Widerstand zu teilweise brutalen Schlägereien.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges verstärkte sich auch der Widerstand der Edelweisspiraten. Es war abzusehen, dass die Ausbildung der Hitlerjugend früher oder später dazu führen würde, dass auch Jugendliche im Krieg an der Front eingesetzt werden würden. Zunächst beschränkte man sich auf Schriftzüge in Unterführungen und an anderen öffentlichen Plätzen. Als die Angriffe Deutschland erreichten, beschlossen die Edelweisspiraten endgültig, an die Öffentlichkeit zu treten. Sie hörten Sender ihrer Gegner ab und druckten Flugblätter, auf denen sie über die wahre Lage des Krieges berichteten.
Eine weitere Widerstandsgruppe suchte 1943 den Kontakt zu anderen Gruppen und begann Flüchtlinge und Deserteure zu verstecken. Ausserdem statteten sich die Edelweisspiraten mit Waffen aus, um in ihren kleinen Kämpfen gegen die Nationalsozialisten zu bestehen; in den Gestapo-Quartieren wurden Bomben gelegt und es kam zu Schiesserein mit der Polizei.
Die nationalsozialistische Regierung wollte diesen Kämpfern natürlich nicht machtlos gegenüberstehen. Anfangs bekamen die Jugendlichen, die die Teilnahme an der HJ verweigerten "nur" Nachteile in der Schule und bei der Ausbildungsplatzvergabe. Doch schon als nur friedlicher Widerstands geleistet wurde, wurde 1940 das Jugend-KZ Moringen eingerichtet. 1000 Häftlinge befanden sich im Durchschnitt dort und viele Kämpfer der Edelweisspiraten wurden dorthin gebracht. Die Nationalsozialisten schreckten auch nicht davor zurück Minderjährige zu erhängen.